Jungiusstraße 9

HUL-Newsletter

#13 — 15. Februar 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

unter dem Motto „Lehre weiterdenken“ erscheint der HUL-Newsletter 2023 in neuem Gewand: stärker ausgerichtet auf die Lehre und jeweils fokussiert auf ein spezielles Thema, einmal im Semester. Unser Ziel ist es, Ihnen Impulse für die Lehre zu geben – aus unserer Forschung am HUL, aus Erfahrungen in der eigenen Lehre (Master Higher Education) und aus dem, was wir von Ihnen in unseren Qualifizierungsangeboten lernen.

Der neue Newsletter startet im Februar 2023 mit dem Thema: Neue Präsenz. Aber ist das überhaupt ein Thema in dem Sinne, dass man mit „neue Präsenz“ ein Phänomen beschreibt? Oder handelt es sich eher um eine Forderung, vor der wir stehen, oder gar „nur“ um einen (frommen) Wunsch?

Die Frage, ob die Präsenz, wie sie im zu Ende gehenden Wintersemester 2022/23 zu beobachten war, eine „neue“ ist, können wir wohl alle für uns selbst beantworten und prüfen, ob der Begriff als Beschreibung der Wirklichkeit taugt. Was war neu? Neu war vielleicht (vorübergehend) im Vergleich zu den Pandemie-Semestern, dass es überhaupt kontinuierlich möglich war, in Präsenz zu lehren. Hat sich dabei auch verändert, was in Präsenzveranstaltungen praktiziert wird? Denken wir zurück: Während der Pandemie stieg die Wertschätzung einer örtlichen und zeitlichen Co-Präsenz enorm an. Man hatte uns etwas genommen, dessen Wert auf diesem Wege eklatant sichtbar wurde. Ist es bei dieser Wertschätzung geblieben – nun, da die Präsenz in der Lehre zurück und wieder „normal“ ist? Auf die Antworten darf man gespannt sein.

Versteht man „neue Präsenz“ als Forderung, dürfte der Blick vor allem auf didaktische Entscheidungen gerichtet sein: Viele Lehrpersonen haben während der Pandemie-Semester gelernt, wie man Online-Veranstaltungen synchron und asynchron gestalten kann, haben zusammen mit ihren Studierenden erlebt, was sich bewährt oder schwierig ist, was sich – fachspezifisch betrachtet – als vorteilhaft oder ungünstig erweist. Wenn also nicht alles schlecht, manches vielleicht sogar gut gewesen sein sollte im Zuge der Zwangsdigitalisierung, dann darf, ja dann muss man sich fragen: Was davon sollten wir in welcher Weise beibehalten und welchen Einfluss hat das auf die Gestaltung der Präsenzlehre? Welche erweiterten Spielräume ergeben sich dadurch? Welche neuen Anforderungen – auch im Hinblick auf materielle Räume – sind damit nun verbunden?

Im schlechtesten Fall bleibt die „neue Präsenz“ ein Wunsch, der nicht erfüllt wird. Das ist dann der Fall, wenn wir zum „Alten“ zurückkehren und dabei nicht nur das Altbewährte (zu Recht) wieder aufnehmen, sondern auch in alte Gewohnheiten zurückfallen, die dysfunktional geworden sind (oder immer schon dysfunktional waren) und/oder die bereits erprobten digitalen Potenziale erneut ungenutzt lassen. Vermutlich gibt es viele Gründe, die eine bloße Rückkehr zum Alten in der Hochschullehre nach den Pandemie-Semestern plausibel erklären: Erschöpfung, wachsende Ansprüche, technische Probleme, neue Überzeugungen etc. Über diese Gründe gilt es dann zu sprechen, sich darüber auszutauschen und zu klären, was davon berechtigt ist und was uns eher lähmt als weiterbringt.

Ich hoffe, dass unser Newsletter eine solche Diskussion ein wenig anstoßen und dazu beitragen kann, dass wir nicht nur das Digitale, sondern auch die Präsenz für die Hochschullehre immer wieder mal „neu denken“ (lernen).

Gabi Reinmann

LEHRE WEITERDENKEN

Moderne Hochschule
freepik/cookie_studio

Der Campus der Zukunft: Eine Utopie

Hochschulen sind Orte der Begegnung, „Der Forschung | Der Lehre | Der Bildung“, wie es über dem Hauptportal der Universität Hamburg eingemeißelt ist. Mit den sich wandelnden Anforderungen an Hochschulen wandeln sich aber auch die Anforderungen an die räumliche Gestaltung – für eine Lehre der Zukunft. 
DDLITLAB Lehrlabor
UHH/DDLitLab

Das digitale Lehrlabor: Ideen von Lehrenden im Wettbewerb

Mit welchen Ideen bewerben sich Lehrende um eine Förderung für digitale Lehrinnovationen? Wie sehen die post-pandemischen Konzepte aus, die digitale und analoge Elemente in der Lehre zusammenbringen? Und welche Rolle spielen dabei die „neue Präsenz“ und das Stichwort „Hybridität“? Im von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Projekt DDLitLab zeichnen sich erste Antworten auf diese Fragen ab.

Hörsaal
UHH/vonWieding

Präsenz oder digital: Spielt es für Studierende eine Rolle?

Im Sommersemester 2022 konnte die Lehre an der UHH erstmalig - nach vier Semestern fast ausschließlich digitaler Lehre - wieder hauptsächlich in Präsenz stattfinden. Das Begleitforschungsprojekt TaLeS hat seit dem Wintersemester 2020/21 die Transformation des Lehrens und Studierens unter digitalen Bedingungen untersucht. Mit der Studierendenbefragung im Sommersemester 2022 wurde der Befragungszyklus abgeschlossen. Welche Erfahrungen haben die Studierenden mit der „neuen Präsenz“ gemacht und vor welche Herausforderungen werden sie gestellt?

Seminarraum
UHH/Anufrieva

Keine Lust auf Präsenz? Herausforderungen für die Forschung

Schwere Vergleichbarkeit und geringe Teilnahmezahlen: Auch in der Hochschulbildungsforschung sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich spürbar. Ist mit der Öffnung der Lehre zurück zum Präsenz-Unterricht jetzt wieder alles beim Alten? Ein Bericht zum Stand der Dinge aus dem Forschungsprojekt WERT.

Modernes Büro
freepik/wirestock

Internationale Vorbilder: Hochschuldidaktischer Apéro an der UHH

Bei einer internationalen Austauschrunde haben wir über hochschuldidaktische Cafés und andere Möglichkeiten des informellen Austauschs gesprochen. Fazit: Wir brauchen auch eine neue Präsenz für den informellen Austausch. Ideen für Orte gibt es auch...

Lehre Navi
UHH/Pawlowski

Der Lehre-Navi ist online!

Der Navigator für die Lehre ist am Start und macht die vielfältigen Angeboten und Materialien rund um die (digitale) Lehre an der Uni Hamburg auffindbar.

weitere Empfehlungen 

ChatGPT

Die aktuelle Entwicklung textbasierter Dialogsysteme wie ChatGPT wird gerade an Hochschulen mit Blick auf Forschung und Lehre stark diskutiert.Wir haben dazu einen ersten Überblickstext verfasst, der sich mit Chancen und Risiken in der Hochschullehre beschäftigt. Das Dokument steht auf unserer Selbstlernmaterialseite zur Verfügung, ergänzt um weitere Tipps wie Linklisten zum Thema gesammelt vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD). Wir erarbeiten gerade didaktische Szenarien, die den Einsatz bzw. den Umgang mit der KI detaillierter in den Blick nehmen. Diese werden im Laufe der nächsten Wochen Stück für Stück veröffentlicht – reinschauen lohnt sich also. 

Zudem hat Gabi Reinmann eine wertebasierte Reflexion und Diskussion zu ChatGPT in der Hochschullehre mit der Leitfrage „Wozu sind wir hier?“ veröffentlicht. Ihre Überlegungen wird sie auch im Rahmen einer Gesprächsreihe der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (DGHD) am 22. Februar 2023 vorstellen und diskutieren.

Aufzeichnung der DDLitLab Lecture Series

Im Rahmen der DDLitLab Lecture Series, die im Wintersemester 2022/23 unter Beteiligung des HUL organisiert wurde, hat nun im Februar Prof. Dr. Sandra Hofhues von der Fernuniversität Hagen einen Vortrag zu „Studieren in der Digitalität“ gehalten. Sandra Hofhues ist, nach Prof. Dr. Jörn Loviscach und Prof. Dr. Christian Kohls, der uns übrigens für unseren Beitrag über den Campus der Zukunft inspiriert hat, die dritte Vortragende der Lecture Series. Sie zeigt, wie die Vorstellung eines „Normalstudenten“ in die digitale Infrastruktur von Hochschulen eingeschrieben ist und wie Studierende Praktiken etablieren, die die digitalen Strukturen unterlaufen. Ihren Appell, mehr mit Studierenden gemeinsam über die (digitale) Gestaltung der Lehre nachzudenken, können wir nur unterstützen. Alle drei Vorträge sind auf der DDLitLab–Website abrufbar und beleuchten unterschiedlichste Aspekte digitalen Lehrens und Lernens.

Veranstaltungstipps

Und wenn Sie direkt ein paar Anregungen zum Einsatz von digitalen Tools in der Lehre bei uns bekommen möchten – unser HUL-Lehrimpulse Programm bietet beispielsweise Veranstaltungen zu...

  • Fr, 17.02.2023, 9:00-10:00 Uhr
    Präsenzveranstaltungen durch Nutzung einer Lernplattform bereichern

  • Fr, 03.03.2023, 9:00-10:00 Uhr
    Mit Lecture2Go Videos und Audios für die Lehre bereitstellen

  • Fr, 10.03.2023, 9:00-10:00 Uhr
    Mitmach-Skripte verwenden

  • Fr, 17.03.2023, 9:00-10:00 Uhr
    Digitale Whiteboards in Präsenz- und Online-Lehre nutzen

  • Fr, 31.03.2023, 9:00-10:00 Uhr
    Smartphones in der Lehre sinnvoll einsetzen

Zur Anmeldung senden Sie bitte von Ihrer UHH-E-Mailadresse eine formlose E-Mail an websessions.hul@uni-hamburg.de .

Publikationen

Bohndick, C. & Bonanati, S. (2022). Wählen Studierende die Lehrveranstaltungen, die zu ihren Bedarfen passen? Eine Untersuchung von Besuchsplanung und tatsächlichem Besuch. die hochschullehre, 8(1), 437–451. http://doi.org/10.3278/HSL2231W

Bohndick, C., Breetzke, J., & Rosman, T. (2022). Asking students about their fit with the university: A response surface analysis of demands-abilities fit. Active Learning in Higher Education, 0(0). https://doi.org/10.1177/14697874221124306

Buhl, H. M., Sagolla, N., & Bohndick, C (2022). Die Förderung von Reflexionskompetenz und Reflexion durch die angeleitete Bearbeitung eines weiterentwicklungsorientieren Online-Self-Assessments. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 15(1), 117-136.

Lübcke, E. & Brase, A. K. (2022). Die Black Box der Verbindung zwischen Lehre und (Fach-)Wissenschaft in der Digitalität. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 17(3), 71–90. https://doi.org/10.3217/zfhe-17-03/05

Reinmann, G. (2023). Wozu sind wir hier? Eine Wertebasierte Reflexion und Diskussion zu ChatGPT in der Hochschullehre. Impact Free (51). https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2023/02/Impact_Free_51.pdf, (zuletzt aufgerufen: 13.02.2022)

Reinmann, G. & Rhein, R. (Hrsg.) (2022). Wissenschaftsdidaktik I. Einführung. Bielefeld: transcript.

Reinmann, G. (2022): Wissenschaftsdidaktik und ihre Verwandten im internationalen Diskurs zur Hochschulbildung. In G. Reinmann & R. Rhein (Hrsg.), Wissenschaftsdidaktik I. Einführung (S. 267-286). Bielefeld: transcript.

Rhein, R. & Reinmann, G. (2022). Einleitung. In G. Reinmann & R. Rhein (Hrsg.) (2022), Wissenschaftsdidaktik. Eine Einführung (S. 9-20). Bielefeld: transcript.

Reinmann, G. (2022). Replik und Revision: Standards für Design-Based Research. Educational Design Research, 6 (2), Article 53.