Jungiusstraße 9

HUL-Newsletter

#18 — 16. Juli 2025

Editorial

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geht, die Bundesministerien für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) sowie für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) kommen. Und was ist die neue Heimat der Hochschulen als Einrichtungen für Forschung und Lehre? Es ist das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt – also das Ministerium ohne Bildung, dafür aber mit Raumfahrt im Namen.

Anfang April 2025 hat die Hochschulrektorenkonferenz ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die Hochschulen einschließlich der Hochschulbildung in der Verantwortung des neuen Ministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt liegen und die zahlreichen Querschnittsaufgaben auch im Bereich der Bildung weiterhin gut abgestimmt werden. Laut einer Pressemitteilung des Wissenschaftsrats im Mai 2025 erwartet der Vorsitzende, Wolfgang Wick, dass die Neuerungen dabei helfen, Wissenschaft und Innovation zu stärken; dabei führt er die Hochschulen als „Ausbildungsstätten für das Fachpersonal von morgen und als Innovationstreiber“ mit ins Feld – immerhin hat auch hier die Bildung (als Ausbildung) Eingang in die Erwartung gefunden.

Ob die Befürchtung, Forschung und Bildung könnten an der Hochschule künftig getrennte Wege gehen, berechtigt ist oder nicht, bleibt also erst einmal offen: Könnten die neuen Zuständigkeiten die Haltung befördern, Forschung und Innovation einerseits sowie Lehre und Studium andererseits müssten an Hochschulen nicht zwingend Hand in Hand gehen? Oder ist das völlig unbegründet? Oder besteht dieses Risiko unabhängig von den neuen Ministerien schon viel länger?

Das Motto dieses Newsletters lautet: „Trennungsgerüchte: Lehre künftig ohne Forschung“. Mit kurzen Beiträgen aus den verschiedenen Bereichen des Hamburger Zentrums für Universitäres Lehren und Lernen (HUL) wollen wir beispielhaft konkretisieren, warum es in jedem Fall erforderlich ist, sich um die Verknüpfung von Forschung und Lehre zu sorgen und die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen. Gleichzeitig geben wir Einblick in konstruktive Beispiele, denen diese Verknüpfung gelingt. Die Stärke einer Universität liegt am Ende, so meine Einschätzung, sowohl in der Bildung durch Wissenschaft als auch in einer wissenschaftlich untermauerten Hochschulbildung. Eine Trennung ist von daher bestenfalls nur ein vorübergehendes Gerücht …

Gabi Reinmann
Die UHH ohne Forschungsinschrift
HUL/Ziegenhagen

Lehre Weiterdenken

ein zerissenes schriftstück
HUL/Freise

Die Hausarbeit – „Scheidungskind“ und Symptomträger

Wenn es in Beziehungen knirscht, wirkt sich das auf die Kinder aus. Beziehungsprobleme zwischen Forschung und Lehre zeigen ebenfalls systemische Symptome. Deutlich werden diese zum Beispiel am Umgang mit der häufigsten Prüfungstextsorte – der Hausarbeit. Weil die Hausarbeit historisch als kleiner Forschungstext gedacht war (vgl. Pohl 2009), erfordert eine gelungene Umsetzung Forschungshandlungen. Studierende erkennen das oft nicht, weil die Hausarbeit als eine reine Lehr-Textsorte erscheint.

Lehrpreisverliehung
Foto: UHH/Esfandiari

Zertifikatsverleihung bei Hauptsache Lehre

Ausgezeichnete Lehre geht nicht ohne ausgezeichnete Forschung. Und doch stand bei der Feierveranstaltung der Universität Hamburg im Mai 2025 diesmal die Lehre vorne auf der Bühne. Das heißt, es wurden Lehrende und Studierende ausgezeichnet, die bei uns am HUL ein Zertifikat erworben haben. Ein weiterer Höhepunkt der Festveranstaltung war der neu eingeführte Lehrpreis der Universität Hamburg (UHH), der an einzelne und Lehrenden-Teams der UHH vergeben wurde.

Logo
HUL/Ziegenhagen

Schon gehört? Podcasts zum engen Verhältnis zwischen Forschung und Lehre an der UHH

Der „ProfCast“ des HUL beleuchtet das enge Verhältnis zwischen Forschung und Lehre. Professor:innen aus verschiedenen Fächern berichten u.a., wie Forschung die Lehre bereichert und z.B. Studierende an der Forschung beteiligt werden. Der fachliche Austausch mit unseren verschiedenen Gesprächspartner:innen zeigt, wie die Integration von Forschung in die Lehre die wissenschaftliche Weiterentwicklung der universitären Bildung fördert..

A little Plant growing
Image by Albert Chavez from Pixabay

Forschendes Lernen im MHE – Den Trennungsgerüchten mit Nachwuchs begegnen

Die Gestaltung von Lehre an Universitäten ist immer wieder vor die Herausforderung gestellt, auf aktuelle und anstehende Veränderungen einzugehen. Ziel des Studiengangs Master Higher Education (MHE) ist es, die Studierenden in die Wissenschaft der Higher Education, der Wissenschaft vom Lehren und Lernen an Hochschulen, einzuführen. Die Studierenden sind in der Regel gleichzeitig als Lehrpersonen an Hochschulen oder in hochschulischen Einrichtungen tätig, welche die Lehre unterstützen. Großen Raum nimmt das Projektstudium ein: In diesem beforschen unsere Studierenden ihre eigene Lehre, sind also – hochschuldidaktisch betrachtet – im Modus des forschenden Lernens aktiv.

Eine TherapieCouch
Image by Rosy / Bad Homburg / Germany from Pixabay

Entfachen Sie die Leidenschaft zwischen Forschung und Lehre neu – mit guten Fragen und ganz ohne Paartherapie!

A: Hast du von den Trennungsgerüchten gehört?

B: Ne, aber ich weiß direkt, von wem du sprichst! F und L oder? Die benehmen sich mir gegenüber in letzter Zeit auch total komisch! L drängelt sich echt immer vor und tut so, als sei es das Wichtigste auf der Welt, dabei ist es mir total wichtig, auch Zeit mit F zu haben.

C: Witzig, bei mir ist es das Gegenteil: Ich habe in den letzten Wochen richtig gute Gespräche mit F geführt und dabei L ein bisschen aus den Augen verloren. Dabei hatte ich früher auch mit L immer ganz anregende Stunden verbracht. Aber das war schon lange nicht mehr so.

Kreidetafel mit Wort Update
Gerd Altmann from Pixabay

Partizipative Studiengangsevaluation mit TAP für eine bessere Studienpartnerschaft

Kommunikation und Mitgestaltung sind das A&O einer jeden Partnerschaft. Dies gilt gleichermaßen für die Beziehung zwischen Lehrenden, Studiengangsentwickler:innen und Studierenden auf der einen Seite und für die Verbindung von Forschung und Lehre auf der anderen Seite.

Evaluations- und Feedbackverfahren können hier eine vermittelnde Rolle einnehmen. Seit 2019 im Einsatz, nutzt die Methode Teaching Analysis Poll (TAP) einen dialogischen Ansatz, um den Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden, Forschenden und Studiengangsverantwortlichen zu fördern und damit die Beziehungsqualität der beteiligten Personen zu stärken und darüber hinaus einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Lehrveranstaltungen und Studiengängen zu leisten.

Eine Grafik
Reinmann et al.

Forschendes Entwerfen – Lehre und Forschung in einem besonderen Beziehungsmodell

Um für Design-Based Research-Projekte in der Hochschullehre Orientierung zu geben, haben Alexa Brase und Gabi Reinmann (HUL) zusammen mit Dominikus Herzberg (TH Mittelhessen und MHE-Alumnus) verschiedene Instrumente entwickelt, die im vergangenen Jahr im Buch Forschendes Entwerfen – Design-Based Research in der Hochschuldidaktik erschienen sind. Durch Forschendes Entwerfen entstehen in einem iterativen Prozess praktische Lösungen, empirische Einsichten und lokale Theorien. Die praktischen und wissenschaftlichen (Zwischen-)Ergebnisse stehen in einer besonderen Beziehung zueinander: Sie bedingen sich, interagieren, inspirieren sich gegenseitig.

Weitere Hinweise

Ankündigungen

ChatGPT and me 3.0 – Wie nutzen Hamburger Universitätsangehörige KI?

ChatGPT and me 3.0 – die Hamburger Umfrage zur wissenschaftlichen Nutzung von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) – ist noch bis zum 31. Juli 2025 online. Wenn Sie an der Universität Hamburg studieren oder lehren, nehmen Sie hier daran teil und helfen Sie uns herauszufinden, wie Studierende und Lehrende der Universität Hamburg aktuell (generative) KI beim wissenschaftlichen Arbeiten oder Schreiben und in der universitären Lehre einsetzen. Die Ergebnisse werden im DDLitLab ausgewertet und veröffentlicht. Die Ergebnisse der Umfragen von 2023 und 2024 können Sie online einsehen.
Wer zusätzlich das eigene KI-Wissen auf die Probe stellen möchte, kann sich außerdem in unserem gKI-Quiz testen.

Veranstaltungen

13.09.2025, 9-12 Uhr

„KI Hands-On“ zum Thema „Ist das noch eigenständig? KI in Prüfungsleistungen“, Anmeldung unter:

https://www.hcl.uni-hamburg.de/ddlitlab/veranstaltungen/gki-hands-on.html

Publikationen

Bohndick, C., Kordts, R., Leschke, J., Vöing, N. (2025). Zu einem komplexen Verhältnis. In: Bohndick, C., Kordts, R., Leschke, J., Vöing, N. (eds) Scholarship of Teaching and Learning und disziplinäre Forschung: Eine komplexe Beziehung. Doing Higher Education. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-47908-4_25

Bohndick, C., Breetzke, J., Klingsieck, K. B., & Buhl, H. M. (2025). Students’ personality impacts sense of belonging of students in different ways. Social Psychology of Education, 28(1), 98. https://doi.org/10.1007/s11218-025-10058-0

Lübcke, E., Brase, A., Alsleben, J. (2025). Quo vadis, SoTL? Ein Literaturüberblick zu Zielen und Beiträgen des Scholarship of Teaching and Learning. In: Bohndick, C., Kordts, R., Leschke, J., Vöing, N. (eds) Scholarship of Teaching and Learning und disziplinäre Forschung: Eine komplexe Beziehung. Doing Higher Education. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-47908-4_20

Reinmann, G., Watanabe, A., Herzberg, D. & Simon, J. (2025). Selbstbestimmtes Handeln mit KI in der Hochschule: Forschungsdefizit und -perspektiven. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 20 (SH-KI-1), 33-50.

Reinmann, G. (2025) Verzichtbar oder notwendig? KI-Folgenabschätzung für die Hochschule. Forschung & Lehre, 5, 42-43.

Filipović, A., Burchardt, A., Hirsbrunner, S., Michel, A., Puzio, A., Reinmann, G., Schaumann, P., Schroll, A.-L., Tippe, U., Wan, M. & Wilder, N. (2025). Künstliche Intelligenz: Grundlagen für das Handeln in der Hochschullehre. Arbeitspapier 86. Hochschulforum Digitalisierung.

Reinmann, G. (2025). Forschendes Entwerfen im Kontext von Scholarship of Teaching and Learning. In: Bohndick, C., Kordts, R., Leschke, J., Vöing, N. (eds) Scholarship of Teaching and Learning und disziplinäre Forschung: Eine komplexe Beziehung. Doing Higher Education. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-47908-4_21