N[EW]sletter "Forschungsimpulse Erziehungswissenschaft"

Ausgabe #2-23 — 11. April 2023

Hallo und Moin,

in der Frühlings-Ausgabe haben wir spannende Themen für Sie: Was bedeutet ChatGPT im Bildungskontext? Wie gehen wir mit unterschiedlichen Möglichkeiten der AUFMERKSAMKEIT im Neurodiversitätsspektrum um? Wie gelingt frühe naturwissenschaftliche Bildung in der Kita und zu Hause? Und wie können Tutoring oder der Einsatz von Hörbüchern bei der Leseförderung helfen?

Dies und vieles mehr finden Sie wie immer unter den Rubriken  "Einblicke in aktuelle Forschung", "Impulse für die Praxis" und "in und aus Hamburg".

Wir freuen uns, dass Sie bereits unseren N[EW]sletter abonniert haben. Bitte leiten Sie ihn mit der Einladung zum Abonnieren auch gern an interessierte Kolleg:innen weiter!

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihre Fakultät für Erziehungswissenschaft

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UHH/EW

"ChatGPT ist erst die Spitze des Eisbergs"

Zwei Erziehungswissenschaftlerinnen im Interview über KI und Bildung

Was bedeutet eine KI-Software wie ChatGPT für zukünftiges Lehren und Lernen? Welche Chancen ergeben sich, welche Veränderungen für das Bildungssystem und unser Verständnis von Bildung sind damit verbunden? Wir haben Prof. Dr. Ingrid Lohmann aus Sicht der historischen Bildungsforschung und Prof. Dr. Ann-Katrin van den Ham aus Sicht der empirischen Bildungsforschung zum Interview eingeladen.

Einblicke in die Forschung

Foto: mathildr

„Anders, aber vollkommen richtig im Kopf“: Forschung zu Neurodiversität und Aufmerksamkeit

„Man kann den Unterricht noch so gut vorbereiten, aber, wenn man keine Aufmerksamkeit bekommt, ist alles für die Katz.“ Das zentrale Nervensystem jedes Menschen umfasst rund 400 Billionen Nervenverbindungen. Aufgrund genetischer Syndrome können die Ausprägungen aber sehr verschieden sein. In dieser Folge von „Forschen & Verstehen“ berichtet Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. André Zimpel von seiner Forschung zu dieser als Neurodiversität bekannten Vielfalt und insbesondere von ihrer Auswirkung auf die Aufmerksamkeit im Schulunterricht.

Wie gelingt naturwissenschaftliche Bildung für die Kleinsten?

Naturwissenschaftliche Bildung beginnt nicht erst in der Schule. Bei Schuleintritt zeigen sich jedoch bereits große Kompetenzunterschiede bei Kindern. Die Forschung zeigt: Wer früh in der Auseinandersetzung mit der belebten und unbelebten Umwelt und forschendem Denken gefördert wird, erzielt später bessere schulische Leistungen. 

Im Podcast Bildungsschnack erzählen Ada Haen und Henning Dominke, wie frühkindliche naturwissenschaftliche Bildung in der Kita und zu Hause aussehen kann, wie sie in Kita und Familien dazu forschen und wie aus ihrer Sicht die Förderung gelingen kann - und zwar in Alltagssituationen. (zum Podcast)

Im Junge-Forschung-Interview erklärt unser Doktorand Henning Dominke, welche Rolle familiäre Bedingungen spielen und wie Kinder bereits zu Hause erste Grundlagen für naturwissenschaftliches Denken und Verstehen entwickeln - und darin von Eltern und Bezugspersonen unterstützt werden können. (zum Interview)

UHH/EW

"Inseln der Ungewissheit"

Das Transfer-Projekt AUFTAKT (Aufbruch ins Ungewisse – Lehrer:innen aktivieren Schüler:innen) möchte die Idee eines ungewissheitsgegenwärtigen Sportunterrichts in die (zunächst) hamburgische Schulpraxis bringen. Denn, „wenn die Schülerinnen und Schüler fit gemacht werden sollen, für einen Umgang in der Gesellschaft, die uns morgen erwartet, sind sie nicht gut bedient mit einem Unterricht, der sie lehrt nur auf Gewissheiten zurückgreifen zu können“ so Prof. Dr. Ingrid Bähr. Lehrkräfte sollten daher solchen Unterricht planen, durchführen und reflektieren, in dem „Inseln der Ungewissheit“ aufgegriffen und produktiv gewendet werden.

Schülerinnen und Schüler mit ADHS an Hamburger Schulen: Wie ist die Lage aus Sicht der Schulen wirklich?

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) tritt bei vielen Schülerinnen und Schülern auf und führt häufig zu Problemen im Unterricht. Um die aktuelle Lage an Schulen einzuschätzen, hat ein Team der Fakultät für Erziehungswissenschaft eine Online-Umfrage zum Thema ADHS durchgeführt. Die Antworten von 111 Hamburger Schulen bieten neue Erkenntnisse zum Vorkommen und Umgang mit ADHS in Hamburg. Sie verdeutlichen, dass ADHS ein präsentes Thema an Hamburger Schulen ist.

Was Lehrkräfte im Literaturunterricht wahrnehmen können

Yannah Wiechmann entwickelt Testinstrument für Deutsch-Lehrkräfte

Eine Lehrkraft steht im Deutschunterricht vor der Klasse, sie sprechen über ein literarisches Werk. Im Klassenraum passiert sehr vieles gleichzeitig – was davon nimmt die Lehrkraft wahr, wie greift sie es auf und arbeitet damit in der Gestaltung des Unterrichtsgespräches weiter? Yannah Wiechmann hat ein Testinstrument mit Unterrichtsvideos entwickelt, um die Wahrnehmungsfähigkeit zu erfassen und (zukünftige) Lehrkräfte dabei zu unterstützen, diese auszubauen.

Impulse für die Praxis

Foto: Tutoring for All

Wie kann Tutoring helfen, Schülerleistungen zu verbessern?

Tutoring for All entwickelt wissenschaftsbasierte Leseförderung

Viertklässler:innen schneiden in ihren Leistungen in Deutsch und Mathematik schlecht ab, Bildungsexpert:innen bezeichnen die Ergebnisse als alarmierend. Insbesondere für benachteiligte Schüler:innen reichen bestehende Unterstützungsmaßnahmen nicht aus. Eine Kooperation zwischen der Universität Hamburg und der Tutoring for All gUG will hier ansetzen und entwickelt eine digitale Tutoring-Plattform zur Leseförderung für Grundschüler:innen nach einem Vorbild aus Großbritannien.

Kai Obermüller für Agentur J&K – Jöran und Konsorten

Innovative Lehrformate: Forschungswerkstatt im Podcast edukativ.fm zu Gast

Die Forschungswerkstatt an der Uni Hamburg verbindet Ausbildung, Forschung, Praxiskontakte und Schulentwicklung. Studierende erforschen im Auftrag von Schulen spezifische Fragestellungen, wobei sie von Lehrenden angeleitet und unterstützt werden. Die Ergebnisse haben „real world“-Auswirkungen für die Schulen und für die Studierenden.

Franziska Carl von der Fakultät für Erziehungswissenschaft erzählt gemeinsam mit Andrea Lüdtke (Schulleiterin) und Inga Schwarzat (Studentin) im Podcast "edukativ.fm", wie die Forschungswerkstätten unterschiedliche Ebenen und Institutionen miteinander verzahnen und wer daraus alles etwas lernen kann.

Praxis fragt Wissenschaft

Forschung bedeutet, Fragen zu stellen und Antworten zu finden. In jeder Ausgabe des Newsletters wird eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler unserer Fakultät eine Ihrer Fragen beantworten. Dieses Mal:

Mehrere Studien belegen, dass Schüler:innen immer schlechter lesen können und privat auch weniger lesen. Sollte im Unterricht deshalb mehr auf Hörbücher zurückgegriffen werden?

Dr. Christoph Jantzen: “Studien, die die langfristige Entwicklung von Lesekompetenzen und Leseverhalten untersuchen, kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Je nach Anlage der Studie und dem untersuchten Zeitraum lesen Schüler:innen in Deutschland oder Hamburg "früher“ (wann auch immer das war) besser oder auch schlechter. Die private Lesehäufigkeit kann zudem kaum geprüft werden und oft beziehen sich die Untersuchungen vor allem auf gedruckte Buch- und Zeitschriftentexte bzw. lassen das Lesen in digitalen Medien wie Internet und E-Books außen vor.

ABER: Hörbücher (in aller Regel literarische Hörbücher, seltener Sachbücher) sind literaturdidaktisch als eigene mediale Gattung relevant, bedeutsam und interessant. In diversen Bildungsplänen sind sie seit vielen Jahren als Teil schulischer Bildung verankert. Literarisches Lernen ist wunderbar mit Hörbüchern möglich.

Zum Lesen gehören viele Bereiche, u.a. Lesetechniken, Leseflüssigkeit, Lesemotivation oder die Fähigkeit zur Anschlusskommunikation. Unter anderem für Kinder, denen die lesetechnische Ebene (noch) Schwierigkeiten bereitet, werde schon vielfach Hörtexte eingesetzt. Dies ist vor allem auch als individualisierender Einsatz seit langem etabliert und in verschiedenen Schulen auch gängige Praxis. In einer Kooperation der Hamburger Bücherhallen und der Universität Hamburg (vertreten durch Petra Hüttis-Graff) werden seit Jahren erfolgreich Lese-Hör-Kisten für Vor- und Grundschulen zusammen- und bereitgestellt. So können Kinder früh Literacy-Erfahrungen sammeln.”

Dr. Christoph Jantzen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Didaktik der deutschen Sprache und Literatur in der Fakultät für Erziehungswissenschaft.

Stellen Sie uns Ihre Frage – wir antworten

In unserem N[EW]sletter-Format „Praxis fragt Wissenschaft“ beantworten die Wissenschaftler:innen der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg Fragen aus der Community.

Haben Sie auch eine Frage aus dem weiten Feld von Bildung, Erziehung und Lernen, die Sie gerne von unseren Wissenschaftler:innen beantwortet haben möchten? Schicken Sie uns Ihre Frage!

In und aus Hamburg

Veranstaltungen und Kooperation

Wochenendlounge Erwachsenenbildung

Nach einer Corona-bedingten Pause ist die Wochenendlounge Erwachsenenbildung nun wieder zurück. Sie findet am 21. und 22. April an der Universität Hamburg statt, über 20 Referent:innen aus Praxis und Politik gestalten das vielfältige inhaltliche Programm. Die Wochenendlounge richtet sich sowohl an Studierende und frisch in den Beruf eingestiegende Alumni der Erwachsenenbildung wie auch langjährig Berufstätige in der Erwachsenen- und Weiterbildung.
Weitere Informationen gibt es hier.

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Ausstellung der Forschungswerkstätten "Digitalisierung in der Bildung" am LI

Anfang April eröffnete die Ausstellung mit über 40 Forschungsarbeiten im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (Weidenstieg 29). Die Master-Studierenden der Forschungswerkstätten haben sich mit vielfältigen Dimensionen des Themas „Digitalisierung in der Bildung“ befasst und präsentieren ihre Forschungsergebnisse mit Postern. Die Ausstellung ist noch bis Ende April im Landesinstitut zu sehen. Die Ergebnisse werden auch auf einem Blog präsentiert.

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Interessierte gesucht: Inklusive Forschungswerkstatt

In der Partizipativen Forschungswerkstatt: transformativ, inklusiv, nachhaltig (PFW-TraIN) lernen Studierende gemeinsam mit Lerninteressierten mit Lernschwierigkeiten Forschungsmethoden kennen und anwenden - mit besonderem Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Das Projekt startet ab April, das Seminar ab Oktober - Interessierte können sich an das interdisziplinäre Team wenden. Mehr Infos hier.

Aus Medien und Publikationen

„Wie können digitale Technologien sinnvoll in Bildungsprozessen verwendet werden?“

Prof. Dr. Freydis Vogel ist von der University of Nottingham nach Hamburg gekommen und hat eine Professur an der Fakultät für Erziehungswissenschaft für “Digitalisierung in der Bildung“ angetreten. Im Interview erzählt sie von den Themen, die sie in ihrer Forschung besonders beschäftigen, was sie zu gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen möchte und was ihr an Hamburg besonders gut gefällt.

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Forschend lernen im Biologieunterricht

In einer Lernwerkstatt können Schüler:innen eigenständig selbst gewählte Forschungsfragen bearbeiten. So entdecken sie nicht nur eine ganz neue Form des Lernens, sondern können auch ihre individuellen Stärken und Interessen einbringen. Die Lehrerin Angela Schüler und Professorin Julia Schwanewedel erklären im Interview, welche Potenziale das Konzept für den Unterricht hat, wie dadurch Begabungen sichtbar werden können und wie sie Lernwerkstattboxen gemeinsam entwickeln.

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EW-Alumni stellen sich vor

Das Studium der Erziehungswissenschaft ermöglicht sehr unterschiedliche Berufswege. In dieser Reihe stellt die Universität Hamburg fünf Alumni der Fakultät für Erziehungswissenschaft vor.

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Interdisziplinäre Analysen zur LEO-Studie 2018 – Leben mit geringer Literalität“ (Hrsg.: Anke Grotlüschen, Klaus Buddeberg, Heike Solga; Edition ZfE)

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Buchreihe „Wie die Türken in unsere Köpfe kamen. Eine deutsche Bildungsgeschichte“ (Hrsg.: Ingrid Lohmann, Julika Böttcher, Christine Mayer und Sylvia Kesper-Biermann)

Ihre Anregungen

Haben Sie Themenwünsche? Möchten Sie von etwas mehr oder weniger lesen?
Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Anregungen. Schicken Sie uns gern eine Mail an das Redaktionsteam unter wissenschaftskommunikation.ew@uni-hamburg.de